15-Jährige spricht mit Zeitzeugen

Jugendworkcamp in Bergen-Belsen

von Susanne Wallentin

Schliekum. „Es war spannend, Geschichte aus der Sicht eines Zeitzeugen erzählt zu bekommen und nicht nur in Büchern nachzulesen“, sagt Annika Klußmann begeistert. Die Schülerin aus Schliekum hat zusammen mit Jugendlichen aus sieben Nationen am zwölften internationalen Jugendworkcamp in Bergen-Belsen teilgenommen.
Die 15-Jährige hat einen Überlebenden des ehemaligen Konzentrationslagers interviewt und in der Bibliothek der Gedenkstätte nach alten Berichten und Fotos gestöbert.
Die Schliekumerin war eine von 33 Jugendlichen, die das vom Land Niedersachsen geförderte und von christlichen und gewerkschaftlichen Jugendverbänden getragene Camp besuchte. Dass sie die einzige Teilnehmerin aus dem Kirchenkreis Laatzen-Springe war, störte Annika wenig. Sie habe sich gleich mit zwei Mädchen aus Litauen angefreundet, berichtete sie.
„Das Spannende an dieser Veranstaltung ist, nicht nur der Vergangenheit auf die Spur zu kommen, sondern auch Jugendliche aus anderen Ländern zu treffen“, sagte auch Volker Walpuski, Jugenddiakon im Kirchenkreis Laatzen-Springe, der bereits zum dritten Mal als Betreuer dabei war.
Während des achttägigen Camps besuchte jeder der Jugendlichen aus Deutschland, Israel, Litauen, Weißrussland, Russland, Polen und der Slowakei zwei Workshops. Außer der Arbeit im Archiv hatte sich Annika dafür entschieden, sich als Archäologin zu erproben. Auf dem Außengelände der Gedenkstätte legte die Schliekumerin zusammen mit fünf anderen Jugendlichen Teile der inzwischen überwucherten Lagerstraße frei.
Andere Teilnehmer beschäftigten sich mit Bildern von ehemaligen Gefangenen oder diskutierten über aktuelle Probleme, die mit dem Konzentrationslager zusammenhängen. Die Dokumentationsgruppe berichtete über die Erlebnisse im Workcamp und interviewte andere Teilnehmer.
Sie habe während der acht Tage nicht nur etwas über das Konzentrationslager gelernt, sondern auch erfahren, wie die Teilnehmer aus anderen Ländern mit dem Thema Judenverfolgung umgehen, zog Annika am Ende Bilanz. Zu ihren neu gewonnenen Freundinnen aus Litauen will sie auf jeden Fall Kontakt halten.

Annika Klußmann (links) und Hanna Brockmann legen die Ränder der alten Lagerstraße des Konzentrationstionslagers Bergen-Belsen frei. Foto: V. Walpuski

(c) Leine-Nachrichten, 19.4.2006

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